Chronik der St. Hubertus-Schützen-Gesellschaft Sinzig

Unter dem Namen St. Hubertus Schützengarde wurde obige Gesellschaft von 21 unverheirateten jungen Männern über 17 Jahre, deren Namen noch im ältesten Protokollbuch der Gesellschaft verzeichnet stehen, am 10. Juli 1834 mit 16 Statuten, als „Stammgesellschaft“ ins Leben gerufen.

1712

Die Wurzeln unserer Gesellschaft liegen jedoch in der im Jahre 1712 entstandenen St.-Hubertus-Bruderschaft.

Gegründet wurde diese Bruderschaft auf Initiative des damaligen herzoglich-jülischen, kurfürstlichen Amtmannes der Stadt Sinzig Johann Bertram Bachoven von Echt, der bereits im Jahre 1700 der Pfarrkirche St. Peter einen Hubertus-Altar gestiftet hatte. Dieser Alter, an dem von Mitgliedern der Bruderschaft fünfmal im Jahr heilige Messen abgehalten wurden, ist Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge von Renovierungsarbeiten aus der Kirche entfernt worden.

Bei diesen heiligen Messen oder auch Andachten wurde der Hl. Hubertus angerufen, die Jagdhunde der Mitglieder und diese selbst vor Tollwut zu schützen.

Landesherr z.Zt. der Gründung der Bruderschaft war Johann Wilhelm II. - im Volksmund „Jan Wellem“ genannt. Er hatte das Herzogtum Jülich-Berg im Jahre 1679 von seinem Vater Philipp Wilhelm übernommen. Das Herzogtum Kleve gehörte nicht mehr zu seinem Herrschaftsbereich, da es 1614 bzw. 1666 durch Erbschaft an Brandenburg (Preußen) gefallen war.

Darauf berief sich Preußen, nach dem Sturz Napoleons, beim Wiener Kongress und verlangte als Siegermacht das komplette Rheinland und wir wurden in die Preußische Rheinprovinz mit der Hauptstadt Düsseldorf (bis 1945) eingegliedert.

Johann Wilhelm II. (seit dem Tode des Vaters im Jahr 1690 auch Kurfürst) erhielt im Jahr 1708 von Kaiser Josef I. die den Pfälzern und somit seinem Haus genommene Erztruchsessenwürde – d.h. die erste Kurwürde unter den vier weltlichen Kurfürsten- zurück und wurde in diesem Zusammenhang wieder mit Teilen der Oberpfalz belehnt. Aus Freude und Dankbarkeit erneuerte er in seiner Residenzstadt Düsseldorf mit großen Festlichkeiten den Hubertusorden seines Ahnherrn Gerhard und gab ihm neue prunkhafte Ordenszeichen.

Heute noch kann man auf dem Düsseldorfer Marktplatz das Reiterstandbild „Jan Wellems“ bewundern. Um seinen Hals liegt die Kette des Ordens vom Goldenen Vlies und an einem breiten Band, das von der linken Schulter zur rechten Hüfte reicht, ist das Kreuz des Hubertus-Ordens zu erkennen.

1712

1732

Später übernahm der Sohn und Nachfolger von Johann Bertram, Carl Caspar Bachofen von Echt, das Protektorat der Bruderschaft, wie in einem Andachtsbuch von 1732 nachzulesen ist. Die Ursprünge der Hubertus-Verehrung im Herzogtum Jülisch-Berg liegen in der Gründung des Hubertus Ritterordens, der am 3. November 1444, dem Hubertus-Tag, nach der siegreichen Schlacht bei Linnich gegen den Herzog von Geldern durch unseren Landesherrn Herzog Gerhard II. gestiftet wurde.

Die vorgenannte Bruderschaft hat im Jahre 1829 noch bestanden, da es ein Andachtsbuch der Bruderschaft vom 26. November dieses Jahres gibt, welches einem Anton Heseler gehörte.

Der Hauptzweck der Schützengarde war, wie unter Abschnitt 1 der Gründungsstatuten verzeichnet, „bei Feuersbrünsten gefährdete Menschen und Mobilien zu retten, dieselben an einen sicheren, von der Gesellschaft bewachten Ort zu bringen und während des Brandes bewaffnet durch die Stadt zu patrouillieren, um Diebstähle zu verhindern.“

Der Schießsport stand erst an zweiter Stelle, verbunden mit der Pflege vaterländischer Gesinnung. Eine Neufassung der Satzung bei einer Generalversammlung auf dem Rathaus der Stadt Sinzig im Jahre 1849 stellte die Pflege des Schießsports in den Mittelpunkt des Geschehens. Die Vereinstätigkeit als Feuerwehr trat immer mehr in den Hintergrund. Schließlich gründeten die Hubertus-Schützen 1887 die „Freiwillige Sinziger Feuerwehr“ und beschlossen 16 Statuten, die von 44 Hubertusschützen am 15. Mai 1887 unterschrieben wurden. So steht es in dem Statuten- und Protokollbuch der Gesellschaft.

Die alten Gesellschaftsstatuten besagten, dass nur unverheiratete Männer Schützen werden konnten. Gleichermaßen bestimmten Sie, dass nur unverheiratete, gediente Männer Offizier werden durften.

Verheiratung hatte zuerst den Austritt aus der Stammgesellschaft und die Möglichkeit des Eintritts in die Schützen, II. Abt., zur Folge. In späterer Zeit wurden die verheirateten den unverheirateten Schützen gleichgestellt.

1870

Ihre kameradschaftliche und vaterländische Gesinnung stellte die Gesellschaft unter Beweis, als sie 1870 während des deutsch-französischen Krieges, den im Felde stehenden Mitgliedern je einen Taler übersandte.

1870

1886

Am Kirmesfest 1886, von Samstag, 14. August bis Dienstag, 17. August, feierten die St. Hubertus-Schützen das 50-jährige Bestehen mit zweijähriger Verspätung in einem großen Festzelt vor der Stadtmauer (vermutlich Ecke Ausdorferstraße/Harbachstraße). Mehrere Festzüge, Fackelzug, Zapfenstreich, Königsschießen (16. August), Königsball, Frühschoppen und Platzkonzert der Kapelle des 2. Rhein. Infanterieregimentes Nr. 28 wurden durchgeführt.

1911

Im Jahre 1911 feierte man das 75-jährige Stiftungsfest der Gesellschaft. Bei diesem Anlass erkor man den Reichsgrafen Wilhelm von Spee auf Schloss Ahrental als Protektor. Diese Gelegenheit benutzten die Gräfinnen Maria und Elisabeth von Spee dazu, der Gesellschaft eine Bannerfahne zu überreichen, die von ihnen handgestickt wurde und den Hl. Hubertus vor dem Hirsch kniend darstellt.

Im Jahre 1991 wurde die Vorderseite dieser Fahne im Auftrag der Gesellschaft von dem in Bonn-Beuel und in Köln ansässigen Paramentenhaus Düster grundlegend renoviert. Doch jetzt steht noch eine viel aufwändigere Renovierung an, die Rückseite mit der großen, eindrucksvollen und aufwändig gestickten Schrift.

Die Stadt Sinzig überreichte bei der Festveranstaltung aus langjähriger Verbundenheit (auch als Feuerwehr) einen ca. 60 cm großen Jugendstil-Silberpokal.

In den ersten Jahren des Bestehens der Schützengarde wurde auf einem Platz an der Ahr auf hohe Vogelstangen geschossen. Im Jahre 1894 wurden die Parzellen am Hellenberg erworben, wo bis zum heutigen Tag der Schützenplatz in Eigentum der Gesellschaft ist.

Vor dem 1. Weltkrieg präsentierten die Hubertus-Schützen ihren Gästen sowie der Sinziger Bürgerschaft alljährlich bei dem Schützenfest große Regimentskapellen aus dem Standort Koblenz. Zwischen den Kriegen waren es große Blas- und Militärkapellen, die verpflichtet werden konnten, und in den 1950er und frühen 1960er Jahren war die Kapelle Christian Reuter aus Köln die Stammkapelle.

Die ursprüngliche Königskette wurde als Silberkette im Jahre 1900 von dem Sinziger Uhrmacher Josef Hoffmann, Mühlenbachstraße, entworfen und zum Preis von 124,- Mark hergestellt.

1911

1913

Kirmes 1913 gelang es jenem Josef Hoffmann die Königswürde zu erringen, aber nicht nur im traditionellen Schießen auf den Vogel, sondern auch die Würde des Scheibenkönigs. Diese doppelte Königswürde behielt er aus Anlass des 1. Weltkrieges und der Nachkriegszeit bis 1920.

Für die Königskette fertigte er seinen echt silbernen Königsorden als überdimensionales „Eisernes Kreuz“ mit der Inschrift:

„Während meiner siebenjährigen, doppelten Königswürde auf Scheibe und Königsvogel von 1913 – 1920 fielen im Weltkriege auf dem Felde der Ehre folgende Kameraden:“ es folgen die vier Namen.

1925

Beim Bundespokalschießen des Rhein-Ahr-Sieg Schützenbundes im Jahre 1925 in Oberkassel nahm die Gesellschaft teil und errang bei schärfster Konkurrenz den Bundespokal.

1925

1930

Als die Besatzungsmächte das Rheinland verließen veranstalteten die Hubertus-Schützen 1930 ein „Befreiungsschießen”.

1931

Das Jahr 1931 verzeichnete den Beitritt der Gesellschaft zur Erzbruderschaft vom Hl. Sebastian. Im gleichen Jahr wählte man unseren Ersten Vorsitzenden und Schützenhauptmann Josef Maag zum Bundesmeister des neugegründeten Bezirks Rhein-Ahr.

1931

1932

Die erste offizielle Versammlung des neuen Bezirks fand unter der Leitung von Bundesmeister Josef Maag am 30. Oktober 1932 im Sinziger Kaisersaal statt.

1936

Im Mai 1936, im Jahre des 100-jährigen Bestehens, musste der Anschluss an den Schützenverband im „Reichsbund für Leibesübungen” vollzogen werden. Alle Vereine, die sich nicht anschlossen, durften keinen Schießsport mehr ausüben. Noch 1940 musste unser Name in „Schützengemeinschaft Hubertus, Sinzig“ umgeändert werden.

Das 100-jährige Jubelfest 1936, welches in wochenlanger Arbeit und mit dem Neubau mehrerer Schießbahnen vorbereitet wurde, fiel buchstäblich ins Wasser. Es regnete vom ersten Tage an, bis zum Schluss. Erhalten aus diesem Jahr ist noch das Jubiläumsfoto, aufgenommen am Sinziger Ehrenmal.

Als Tag der Neugründung nach dem verlorenen Krieg, war von der Generalversammlung der Patronatstag 1949 bestimmt worden. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte im Jahre 1950.

1936

1945

Hier ist noch nachzutragen, dass schon im Frühjahr 1945 die von der Gestapo beschlagnahmte Königskette des Schützenbundes Bezirk Rhein-Ahr (Erzbruderschaft), die zuletzt Josef Faßbender trug (Mitglied der Hubertus-Schützen), von der Kanzlei der Erzbruderschaft in Köln an Bundesmeister Josef Maag zurückgesandt wurde.

Die Königskette unserer Gesellschaft hatte die Schwester Katharina des letzten Vorkriegskönigs Heinrich Berger (v. 1939-1950) über alle Fährnisse des Krieges hinweg gerettet. Auch die Vereinsfahnen, in der Kirche aufbewahrt, sind in der Gesellschaft erhalten geblieben. Dagegen mussten die Vogel- und Kleinkaliberbüchsen sowie alle Degen an die Besatzungsbehörden abgeliefert werden.

1955

Am 21. Dezember 1955 wurde die Gemeinnützigkeit für die Gesellschaft vom Finanzamt anerkannt.

1955

1957

Erstmalig wurden 1957 zwei elektrische Scheibenzuganlagen für Kleinkaliber auf 50m montiert.

1961

Im Jahre 1961 feierte die Gesellschaft das 125-jährige Stiftungsfest, welches zu einem wirklich großen Ereignis wurde. Hierzu trafen sich die St. Hubertus-Schützen zu einem großen Foto vor dem Sinziger Schloss.

1961

1967

Einen verbesserten Ausbau für die sportlichen Schießmöglichkeiten gab es in den Jahren 1966/1967 mit dem vollständigen Umbau der 50m- Schießsportanlage und der Anschaffung von vier automatischen Kleinkaliberbahnen.

Beim Pfingstschützenfest 1967 wurde die neue Anlage eingeweiht, und den Gastschützen sowie interessierten Bürgern vorgestellt.

1972

In diesem Jahr erwarteten die Schützenkameraden enorme Probleme: Bereits in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre war in dem oberhalb des Schützenplatzes liegenden Baugebiet „Mühlenbergweg“, ein Neubau entstanden. Nach einem Besitzerwechsel wurde ein großer Parkplatz durch Aufschütten von Erdreich angelegt, welches aber nach geraumer Zeit Richtung Schützenplatz abrutschte. Auch eine große Betonstützmauer für diesen Parkplatz hielt nicht stand, vielmehr drückte diese das Erdreich noch intensiver auf unsere 30-m-Schießbahn, die zeitweise dadurch nur bedingt genutzt werden konnte. Nach 16 Jahren, am 29. September 1972 wurde in einem Prozess zu Gunsten der Gesellschaft entschieden.

Im Jahre 1973 dann, entstand auf der 30-m-Bahn eine große Betonstützmauer, Maße 10 lang, Fundament 1,50 tief und 1 m breit, 3,50 m hoch und noch oben hin auf einer Stärke von 0,80 m auf 0,50 m auslaufend.

1972

1980

1980 wurde der Schießbetrieb auf unserem Schützenplatz im Rahmen einer routinemäßigen Sicherheitsüberprüfung durch die Bezirksregierung Koblenz gänzlich stillgelegt.  Luftgewehr durfte weiter geschossen werden und Kleinkaliber an 3 Tagen im Jahr nach vorheriger Absprache mit den Behörden.

1982

Bei den Planungen zur Wiederherstellung der Schießanlagen mussten nicht nur sicherheitstechnische, sondern auch immissionsschutzrechtliche Auflagen beachtet werden. Der TÜV Rheinland wurde uns als zulässige Institution für die Erstellung eines Immissionsschutzgutachtens benannt.

Am 9. Dezember 1981, in der Zeit von 16.00 – 18.00 Uhr, wurden die vorgegebenen Messungen durchgeführt und das Gutachten am 26. Januar 1982 fertiggestellt.

Nach vier Jahren harter Arbeit einiger Kameraden, Zuschüssen von Land, Kreis und Stadt sowie sehr vielen Spenden der Mitglieder konnte die Schießanlage wieder in Betrieb genommen werden.

Heute steht uns eine überdachte Schießanlage mit fünf 50-m-Bahnen zur Verfügung, wovon zwei Bahnen auch als 25-m-Pistolenbahnen KK genutzt werden können.

1982

1986

Im Jahre 1986 feierte die Gesellschaft das 150-jährige Bestehen in einem auf dem Schützenplatz errichteten Festzelt.

1994

Unter dem Leitgedanken „100 Jahre Schützenplatz am Hellenberg“ feierten wir an den Pfingsttagen des Jahres 1994 mit Festabend, Schützenfest und Königsschießen die wechselvolle und interessante Geschichte unseres Schützenplatzes.

Gegen Ende der neunziger Jahre konnte ein vorbildlicher Küchenbereich und auch eine neue Toilettenanlage nach aufwendiger Arbeit und erheblichen Investitionen erstellt werden.

Eigentum verpflichtet! So auch die Hubertus-Schützen, denn vor einigen Jahren stand die komplette Sanierung des Hallendachs an. Auch hier waren wieder Mitglieder bereit zu helfen, aber auch zu spenden, wobei eine großzügige Unterstützung des Kreises Ahrweiler zu der gelungenen Renovierung beitrug.

Schweren Herzens haben wir uns in den vergangenen Jahren auch von den alten Kastanienbäumen trennen müssen, die zum Flair unserer Platzanlage viel beigetragen haben, und in der Gründerzeit unseres Schützenplatzes angepflanzt wurden.

1994

2020

Im Jahr 2020 fanden wir im Internet einen Eintrag des Kunst- und Auktionshauses Lempertz in Köln, über den anstehenden Verkauf eines Echtsilber Amtsschildes aus Sinzig, vormalig dem Sinziger Amtmann Carl Caspar Bachoven von Echt gehörend. Nach der Kontaktaufnahme mit Lempertz wurde das Amtsschild für uns reserviert und nach Gesprächen mit den Mitgliedern unseres „Ordonanzkorps“ und Förderkreises war die Finanzierung und der Ankauf gesichert.

Zudem konnte eine Silberkette mit Darstellungen aus der Jagd „Sauhatz“ und „Hirschjagd” nach Spenden von Sinziger Unternehmen erworben werden.

Diese Silberkette, mit dem historischen Amtsschild vereint, wird nun als zweite Königskette eine ehrenvolle Verwendung finden. 

Im Jahre 2021 ließen wir zudem mit großem Kostenaufwand, finanziell komplett durch viele, viele Spenden von Firmen und privaten Gönnern gesichert, die unserer Gesellschaft nahestehen, die historische Königskette fachkundig restaurieren.

Aber nicht nur die Arbeit, sondern auch der Schießsport, traditionelles Schießspiel, Freude, Spaß und gemeinsames Feiern wird in unserer Gesellschaft regelmäßig praktiziert und großgeschrieben!

So konnte unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten bereits siebenmal den historischen Bezirkskönig stellen, und 1986 die erste historische Bezirkskönigin.

Mehrfach wurden unsere Schützenfeste von verschiedenen Bundeskönigen und auch Diözesankönigen besucht.

Schießsportliche Erfolge konnten besonders Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre die Seniorenmannschaften unserer Gesellschaft verbuchen, die ca. 6-7 Jahre lang Diözesanmeister in LG und/oder KK wurden, sowie mehrmals Bundessieger in diesen Waffenarten.

Man kann nur hoffen, dass seit 1712 - in Folge eines 310 Jährigen Vereinslebens - nach so viel Arbeitseinsatz und nach solch bewegender Vereinsgeschichte die Gesellschaft weiterhin besteht und ihren Weg in die Zukunft mit einem einsatzfreudigen Vorstand fortsetzt.

2022

Unter der Adresse
https://hubertusschuetzen-sinzig.de
zeigen wir ab sofort auch Präsenz im Internet.

2022